An einer Tagung Klosterkultur – Musik im Kloster, organisiert von der Stiftsbibliothek St. Gallen zusammen mit dem österreichischen Stift Melk, sprach Dr. Franziska Schnoor und gab einen kurzen Überblick über die barocke Musizierpraxis im Kloster.
Seit Gründung des Klosters schufen St. Galler Mönche eigene kirchenmusikalische Werke – sowohl Texte wie Musik, dies in schlichten einstimmigen Choralmelodien. Valentin Molitor (1637 – 1713) war der erste Mönch, der als Komponist mehrstimmiger Musik hervorgetreten ist.
In Rapperswil geboren
Valentin Molitor wurde 1637 in Rapperswil als Sohn einer Familie Müller geboren. Mit dem Eintritt ins Kloster latinisierte er seinen Familiennamen in Molitor.
Der Name Müller weist auf eine eher begüterte Familie hin, damals fast Voraussetzung zum Eintritt als Priestermönch in ein Benediktinerkloster.
Über seine theologischen Studien weiss man nichts, ebenso wenig, wo er seine fundierten musikalischen Kenntnisse erwarb, die es ihm ermöglichten, anspruchsvolle Werke zu schaffen.
Für einige Zeit weilte er in Kempten als Klosterorganist. Damals und bis in die neuere Zeit war es in Klöstern üblich, dass die Mönche selber Musik für den Eigengebrauch komponierten, abgestimmt auf die Aufführungsmöglichkeiten.
Anspruchsvolle Musik
Abt Gallus Alt (1637-1713) gab Valentin den anspruchsvollen Auftrag, eine Messe und drei Motetten für zwei vierstimmige Chöre, zwei Violinstimmen und zwei Trompeten zu komponieren.
Von Molitor sind ferner Motetten zum Fest Mariae Geburt erhalten. Sie wurden bei der erwähnten Tagung vom Ensemble Apollon, Chor, Streicherensemble und Orgel unter der Leitung von Raphael Holenstein aufgeführt.
Molitor komponierte Chöre und Zwischenmusiken für ein Theaterstück zu Ehren des hl. Otmar und die Festmusik für eine Reliquientranslation. Es sind dies anspruchsvolle Werke, die den Vergleich mit zeitgenössischen Kompositionen etwa von Monteverdi nicht zu scheuen brauchen.