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Auto & Mobil
15.06.2021
15.06.2021 11:40 Uhr

Kapo zieht Blitzer doch aus dem Verkehr

Das mobile Messgerät Leivtec XV3 hat im Kanton Schwyz vorläufig ausgeblitzt.
Das mobile Messgerät Leivtec XV3 hat im Kanton Schwyz vorläufig ausgeblitzt. Bild: zvg
Die mobilen Blitzer Leivtec XV3 seien fehlerhaft, sagt selbst der Hersteller. Nun hat auch die Kapo Schwyz auf Anraten des Bundes die Messgeräte stillgelegt.

Man muss sich schon etwas das Grinsen verkneifen, wenn ausgerechnet bei Tempo Blitzern eine Panne auftritt. Klar, Schadenfreude ist nicht angebracht, schliesslich ist «Ziel dieser Kontrollen die Erhöhung der Verkehrssicherheit und nicht das Erreichen eines budgetierten Geldbetrags», wie Florian Grossmann, Chef Kommunikation bei der Kantonspolizei Schwyz, einmal mehr betont. Dennoch kommt der «Fall Leivtec XV3» schon einer Posse nahe.

Nun hat auch die Schweiz reagiert

In Deutschland läuft die Diskussion schon länger, in der Schweiz hat die Konsumentenzeitschrift «Saldo» den Fall aufs Tapet gebracht. Sie hat recherchiert, dass diese Messgeräte aus Deutschland ungenau messen könnten, wenn sich zum Beispiel nur schon reflektierende Gegenstände auf dem Beifahrersitz befinden. Dies haben Gutachter und auch die deutsche Zulassungsbehörde festgestellt. Mehr noch: Selbst der Hersteller empfiehlt seit geraumer Zeit, diese Geräte vorüber gehend nicht einzusetzen.

In der Schweiz wurden diese Warnungen lange in den Wind geschlagen. Zuständig ist nämlich das Eidgenössische Institut für Metrologie (Metas). Und solange dieses keinen Widerruf ihrer Bewilligung vornahm, sah auch die Kapo Schwyz, die wie die Kapo Uri und Dutzende Schweizer Städte dieses Modell verwenden, keinen Anlass zum Handeln (wir berichteten).

Dies hat sich nun geändert, wie «Saldo» bekannt macht. Das Metas forderte die Verwender auf, «bis auf Weiteres auf den Einsatz dieses Messmittels zu verzichten». Die Zuverlässigkeit des Blitzgeräts wird nun in eigenen Labortests und im Strassenverkehrüberprüft.

Doch die Kapo Schwyz relativiert

An diese Empfehlung hält sich auch die Kapo Schwyz, ihre beiden betroffenen Geräte bleiben deshalb sistiert. Sie hätten sogar vor dem Schreiben des Metas reagiert und die Geräte aus dem Verkehr gezogen, präzisiert Florian Grossmann. Sie würden die Blitzer erst wieder einsetzen, wenn aktuelle Informationen zur Verwendung vorliegen.

Der Chef Kommunikation der Kapo Schwyz hält aber fest, dass sie nie Probleme mit den beiden Geräten gehabt hätten. Und es habe auch keinerlei Beanstandungen betreffend der Messgenauigkeit oder von ausgestellten Geschwindigkeitsbussen gegeben. Dem ist allerdings entgegen zu halten, dass wohl die wenigsten Verkehrsteilnehmer ihre Geschwindigkeit so genau zu schätzen vermögen, dass es für eine Reklamation reichen würde.

Wer übrigens glaubt, nun einen Tempo-Freipass auf Schwyzer Strassen zu haben, lebt gefährlich und teuer. Denn der Kapo Schwyz stehen weiterhin elf fixe und drei semistationäre sowie zwei mobile Messeinheiten zur Verfügung…

Andreas Knobel, Redaktion March24 und Höfe24