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Kanton
17.05.2021
17.05.2021 10:32 Uhr

Schwyzer Polizei setzt mangelhafte Biltzer ein

Die Leivtec XV3 lässt sich leicht verwirren und zeigt dann zu hohe Tempi an.
Die Leivtec XV3 lässt sich leicht verwirren und zeigt dann zu hohe Tempi an. Bild: zvg
Die Kantonspolizei Schwyz setzt Blitzgeräte ein, obwohl selbst der Hersteller vor der Verwendung warnt. Droht in der Zukunft eine Prozesswelle?

Wer hat nicht schon eine Tempobusse erhalten, obwohl man sich nicht vorstellen kann, wirklich so schnell gefahren zu sein? Eine echte Chance, sich dagegen zu wehren, bestand bis anhin jedoch nicht. Es blieb nur, den Ärger runterzuschlucken und zu bezahlen.

Nun aber eröffnen sich für gebüsste Autofahrer ganz neue Möglichkeiten mit besserer Aussicht auf Erfolg. Die Kantonspolizei Schwyz setzt nämlich wie der Kanton Uri sowie 30 weitere Schweizer Städte und Gemeinden das deutsche Gerät Leivtec XV3 ein. Sie setzt es weiterhin ein, müsste man ­betonen, denn die zwei Stationen liefern öfters «unzulässige Messwertabweichungen». Dies behauptet nicht irgendwer, sondern eine renommierte Gutachterfirma sowie die deutsche Zulassungs­behörde. Selbst die Herstellerfirma warnt, man solle von «weiteren amtlichen Messungen vorerst Abstand nehmen», wie die Konsumentenzeitschrift «Saldo» berichtet.

«Wir halten uns an die Vorschriften.»
David Mynall, Sachbearbeiter Kommunikation Kantonspolizei Schwyz

Das machen aber die wenigsten der Schweizer Polizeikorps, die das Gerät im Einsatz haben. Auch der Kanton Schwyz nicht. David Mynall bestätigt als Sachbearbeiter Kommunikation, dass die Kantons­polizei Schwyz zwei solcher ­Messgeräte besitzt und sie weiter­hin einsetze. ­Ihnen sei nichts aufgefallen und es ­habe auch noch keine Reklamationen gegeben. Er verweist auf das Eidgenössische Institut für Metrologie (Metas), das für die ­Zulassung von Leivtec XV3 zuständig ist. «Wir halten uns also an die Vorschriften», bekräftigt Mynall.

Allerdings räumt Jürg ­Niederhauser als Sprecher der Metas gegenüber ­«Saldo» ein, dass seine Behörde von möglichen ungenauen Messungen im April erfahren, bis jetzt aber auf ­eigene Kontrollmessungen verzichtet habe. Man werde von den deutschen Behörden über die Ergebnisse weiterer Test informiert. Das Fazit der Konsumentenzeitschrift: «Das Risiko von Messfehlern tragen weiterhin die Auto­fahrer.»

Droht eine Prozessflut?

Die Fehlmessungen werden durch Reflexionen ausgelöst, die zum Beispiel von Warnwesten auf dem Beifahrersitz und Schildern an der Windschutzscheibe oder auf dem Dach ausgehen. Es verwundert deshalb nicht, dass in Deutschland viele Schnellfahrer ihre Busse nicht bezahlen und anfechten. Auch dem Kanton Schwyz könnte also bald eine Prozessflut drohen.

Andreas Knobel, Redaktion March24 & Höfe24