«Die Debatte über die Anhebung des Rentenalters ist ein Irrläufer», sagt der frühere Chefredaktor der «NZZ am Sonntag» im «Tages-Anzeiger». Das System soll «radikal liberalisiert» werden – jede Person dürfte selbst entscheiden, wann Schluss ist. «Gesunde Leute zwangsweise zu pensionieren, ist volkswirtschaftlicher Unsinn.»
Pensionierung macht viele unglücklich
Laut Müller leiden zahlreiche Menschen im Ruhestand, weil ihnen Aufgabe und Struktur fehlen: «Das Ausscheiden aus dem Arbeitsprozess ist ein biografisch zentraler Moment. Ich halte es für hochgradig altersdiskriminierend, dass der Zeitpunkt unabhängig von individuellen Bedürfnissen festgelegt wird.»
Fachkräftemangel
Müller sieht in seinem Modell eine Antwort auf den Arbeitskräftemangel: Arbeitgeber würden es grundsätzlich begrüssen, ältere Angestellte weiterzubeschäftigen – «aktiv ermöglichen tun es aber nur 18 Prozent». Zudem sei es unfair, dass Selbstständige heute schon flexibel weiterarbeiten können, Festangestellte jedoch kaum.
Politischer Frontalangriff
In der Rentendebatte nimmt Müller besonders linke Parteien ins Visier: «Sie torpedieren jede Reform.» Sein Gegenentwurf laute: «Mit einer Abschaffung der faktischen Zwangspensionierung schenkt man den Leuten etwas: Wahlfreiheit.»
50 Prozent Chance auf Erfolg
Ob seine Vision umgesetzt wird? Müller bleibt optimistisch – auch im Alter: «Ich würde mal sagen: 50 Prozent.»