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30.09.2025

5% Steuererhöhung für Rapperswil-Jona

In Rapperswil-Jona steigen die Gemeindesteuern um 5% – wenn die Bürger im Dezember zustimmen.
In Rapperswil-Jona steigen die Gemeindesteuern um 5% – wenn die Bürger im Dezember zustimmen. Bild: Linth24
Die Rapperswil-Joner glaubten, das Geld gehe der Stadt nie aus – es fliege wie Manna vom Himmel. Nun folgt die Rechnung. Bericht und Kommentar von Bruno Hug

Der Stadtrat teilt mit, falls die Bürger zusagten, wolle er den Steuerfuss um 5 Prozentpunkte auf 79 Prozent anheben und den Grundsteuersatz bei 0,3 ‰ belassen. In dem nachstehenden Kommentar angehängten Stadtmitteilung fällt folgender Satz auf: Ziel der Steuererhöhung sei, eine übermässige Verschuldung von Rapperswil-Jona zu vermeiden und künftigen Generationen eine gesunde Stadt übergeben zu können.

Kommentar von Bruno Hug

Die Nachricht kommt nicht überraschend. Stadtpräsidentin Barbara Dillier wies bereits nach 100 Tagen im Amt auf die sich zuspitzende Finanzsituation der Stadt hin. Und mit der Sistierung des total überteuerten Schulhausprojekts Burgerau Anfang September muss auch den letzten Bürgern klar geworden sein: Rapperswil-Jonas Finanzhaushalt steht eine Korrektur bevor – teilte die Stadt doch mit, ohne Gegensteuer drohe bis 2029 ein Schuldenberg von über 300 Millionen Franken.

Falsche Realitäten

Dass dies so kam, hat mit der Mentalität des alten Stadtrat zu tun. Es wurde geklotzt, als gäbe es kein Morgen. Sinnbildlich dafür war der rund 1 Million teure Halb-Umbau der Pflegeabteilung Porthof in einen danach wieder abgesagten Fast-Kindergarten. Oder die verplanten und teils verbratenen 7 Millionen rund um das Lido: 2.5 Millionen gingen allein für das 2019 vom Stadtrat versenkte Projekt «Blitz» flöten. Und 1 Million für den Abbruch der Badi – um jetzt keine mehr zu haben. Eine weitere halbe Million wurde für ein unnützes Plastikeisfeld auf der Bootshalle verschwendet. (Siehe «Planungsirrgarten» von Linth24 vom März 2024).

75 und 55 Millionen

Allen Ernstes plante der Stadtrat mit seinen irren Sport- und Masterplänen (Kosten 500'000 Franken) auch noch den Abriss der Bootshallen (die der Stadt jährlich gegen 400'000 Franken Miete einbringen) und einen späteren Neubau des Eisstadions für weit über 100 Millionen. 
Da war es nur noch eine Petitesse, dass der Stadtrat nach seinen irreführenden Aussagen zu einer Volksbefragung auch noch ein Hallen- mit Freibad für 75 Millionen und in der Burgerau ein Schulhaus für 9 Klassen mit 30 Schulzimmern für weitere 55 Millionen bauen wollte.

Manna vom Himmel

Weitere 8.5 Millionen gingen im touristisch verunglückten Schlossumbau drauf, bei gleichzeitiger Investition von 80 Millionen fürs Pflegezentrum Schachen.

Dass der Stadtrat für 100'000 Franken noch die Reithalle Grünfeld abreissen liess, um dort, statt Miete einzunehmen, Schafe grasen zu lassen, lief wohl unter «Peanuts». Wie auch, dass sein Zürcher Anwalt Linth24 für teures Geld bald monatlich bis zu 50-seitige eingeschriebene Briefe schicken liess.

Heilsam?

Selbstverständlich liess der Stadtrat auch noch das Klima-Ziel Netto Null bis 2045/50 durchwinken – und einen Fonds von 2,5 Millionen für den Ersatz fossiler Heizungen. 
Kurzum, in der Stadt tat man über Jahre so, als fliege das Geld wie Manna tonnenweise vom Himmel. Und die politischen Parteien und die GPK machten fröhlich mit.

Die jetzt vorgeschlagene 5%-Steuererhöhung könnte für die Stadt heilsam sein. Nämlich dann, wenn sich die Bürger eingestehen, dass zur Demokratie auch Vernunft gehört und es nicht fair ist, die nachkommenden Generationen mit hohen Schulden zu belasten.

Stadtrat beantragt Steuerfussanpassung fürs 2026

Das Stadthaus teilte heute Morgen, 30. September 2025, mit:

«Der Stadtrat will den finanziellen Handlungsspielraum für die herausfordernden nächsten Jahre sicherstellen. Er beantragt der Bürgerversammlung vom 4. Dezember 2025 deshalb eine Erhöhung des Gemeindesteuerfusses um 5 Prozentpunkte auf neu 79 Prozent. Der Grundsteuersatz bleibt mit 0,3 ‰ unverändert.

Anforderungen gerecht werden

Um die Handlungsfähigkeit langfristig zu sichern und den hohen Anforderungen einer wachsenden Stadt gerecht zu werden, braucht es eine vorausschauende und umsichtige Finanzpolitik. Ziel ist es, eine übermässige Verschuldung zu vermeiden und künftigen Generationen eine gesunde Stadt übergeben zu können. Während im Jahr 2020 noch ein Nettovermögen von knapp Fr. 3'900.— pro Kopf ausgewiesen wurde, steht die Stadt heute an einem Wendepunkt. Bis ins Jahr 2029 droht die Verschuldung pro Kopf auf fast Fr. 4'000.— zu steigen. Deshalb braucht es nun ein Umdenken in der Finanzplanung.

Reduzieren, zurückfahren, anheben

Grundsätzlich stehen dafür drei Möglichkeiten zur Verfügung: Ausgaben reduzieren, Investitionen zurückfahren oder den Steuerfuss anheben. Der Stadtrat will den Hebel bei all diesen Punkten ansetzen. Nach eingehender Prüfung hat er sich deshalb für eine Erhöhung des Steuerfusses um fünf Prozentpunkte auf das Jahr 2026 hin entschieden. Der Grundsteueransatz bleibt unverändert bei 0,3 ‰. Die Stadt rechnet dadurch mit Mehreinnahmen von rund 5,7 Mio. Franken. Dieser Schritt ist Teil eines Massnahmenpakets, das es ermöglicht, die Pro-Kopf-Verschuldung bis 2029 auf gut Fr. 1'950.— zu reduzieren.

Lebensqualität sichern

Mit der regelmässigen Überprüfung und allfälligen Anpassung des Steuerfusses auch in den kommenden Jahren, soll die hohe Lebensqualität für die Bevölkerung gesichert und gleichzeitig die Finanzierung wichtiger Infrastrukturen ermöglicht werden. Doch auch die Investitionen werden in jedem Fall sorgfältig geprüft und bei Bedarf angepasst. Parallel dazu läuft in der Stadtverwaltung eine Aufgaben- und Leistungsüberprüfung, um Potenziale für die Senkung von Ausgaben zu identifizieren.

Frühe Kommunikation

Der Stadtrat ist sich bewusst, dass eine Steuererhöhung für die Bevölkerung eine Belastung darstellt. Der Schritt ist jedoch notwendig, um die finanzielle Stabilität der Stadt zu sichern, dem starken Anstieg der Schulden entgegenzuwirken und die Lebensqualität langfristig zu erhalten. Sie ist Teil eines ausgewogenen Pakets aus Einnahmen, Investitionsüberprüfungen und Sparmassnahmen.

Offen und transparent

Besonders wichtig ist dem Stadtrat, offen und transparent zu kommunizieren. Deshalb informiert er bereits heute über die beantragte Steuererhöhung – unabhängig von der ordentlichen Budgetvorlage der Bürgerversammlung im Dezember. Das vollständige Budget 2026 wird der Bevölkerung wie gewohnt fristgerecht und umfassend zur Verfügung gestellt.»

Stadtpräsidentin Barbara Dillier äusserst sich in einem Video zur Steuererhöhung.

Der Mitteilung legt eine Präsentation zur Finanzentwicklung von Rapperswil-Jona bei. Siehe PDF unten.

Bruno Hug