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04.09.2020
06.05.2022 15:34 Uhr

Zwei Piloten haben Geschichte geschrieben

Geschafft: Die Flugpioniere Morell Westermann (links) und Marco Buholzer sind mit ihrem Elektroflieger in Norddeutschland auf Norderney gelandet.  (Bilder: zvg)
Geschafft: Die Flugpioniere Morell Westermann (links) und Marco Buholzer sind mit ihrem Elektroflieger in Norddeutschland auf Norderney gelandet. (Bilder: zvg) Bild: zvg
Sie haben es geschafft! Marco Buholzer und Morell Westermann sind auf Norderney gelandet. Gerade einmal auf 60 Franken belaufen sich die Stromkosten für den rein elektrischen, 700 Kilometer langen Weltrekordflug.

Es sind zwei beschauliche Ortschaften: Schänis und die ostfriesische Insel Norderney. Beide sind in diesen Tagen in den Fokus des Interesses gerückt: Sie sind die Destinationen der ersten Weltrekorde eines Elektroflugzeugs.

«Es war ein wunderbarer Flug über eine Landschaft, die ich noch überhaupt nicht kannte», sagt Marco Buholzer. Bedeutsam sind diese Worte aus dem Mund des Märchlers vor allem darum, weil er schon als 18-Jähriger das erste Mal einen Flieger lenkte. 37 Jahre später umgarnen diverse Fernseh-, Radio- und Zeitungsreporter den Piloten.

Wetterglück zumindest am Ende

Vom niedersächsischen Westerstrede ging es ins 80 Kilometer entfernte Norderney – bei idealem Flugwetter: blauer Himmel, wenig Wind, 19 Grad. Von Wetterglück wird das Weltrekordteam aber nicht sprechen, wenn es dereinst auf ihr Pionierprojekt zurückschaut: Am Sonntag fiel der Start in Schänis ins Wasser. Die angereisten Fans und Medien kamen umsonst. Der Start verschob sich wegen der unter Wasser stehenden Flugbahn auf Montag.

«Das Wichtigste war, aufzuzeigen, mit welch geringen Emissionen wir fliegen können.»: Marco Buholzer, Weltrekordhalter in der Aviatik Bild: zvg

Am Mittwoch verlief das letzte «Leg», wie in der Aviatik Etappen genannt werden, dafür entspannt – zumindest in der Luft. Für das Landteam war die Reise abwechslungsreicher: Um auf die Insel zu gelangen, musste es mit seinen Elektroautos auf eine Fähre.

Die Fahrzeuge begleiteten den 430 Kilogramm leichten Flieger auf der gesamten Reise. «An jedem Flugplatz, an dem wir ankamen, war zuvor noch nie ein Elektroflieger gelandet», sagt Projektinitiator Westermann. Das Landteam fuhr deshalb in seinen E-Autos vor und installierte an den Etappenorten jeweils Ladestationen für das Flugzeug.

Schnellster emmissionsarmster Flug

Der Verbrauch des Flugzeugs hat gemäss Projektsprecher Malik Aziz jenem der E-Autos entsprochen. Das Weltrekord-Team hat darum sein Ziel erreicht: «Das Wichtigste für uns war, aufzuzeigen, mit welch geringen Emissionen wir 700 Kilometer fliegen können», sagt Buholzer. Die Kosten für den Strom beziffert er auf bloss circa 60 Franken. Der Weltrekord im sparsamen Fliegen ist ihnen auf sicher.

Dazu stellte das Team sechs weitere Rekorde für E-Flugzeuge auf: jener für Geschwindigkeit, Flughöhe und weitere. Die Rekorde seien nicht für die Ewigkeit, sondern als erster Massstab im Elektrofliegen angedacht, sagt Westermann.

Fabio Wyss